Der Tod an den Scheiben ist eines der größten Probleme des Vogelschutzes. Es ist jedoch für Menschen oft unsichtbar, weil Füchse, Katzen, Marder oder Krähen die toten Tiere rasch fressen. Sichtbare Spuren an den Scheiben hinterlassen meist größere Vögel, während die Anprallstellen von Kleinvögeln allenfalls durch ein paar Federn erkannt werden können. Pro Jahr verunglücken hierzulande mehr als 100 Millionen Vögel an Glasscheiben.
Für das Leben in ihrer natürlichen Umgebung sind Vögel bestens ausgestattet: Sie sehen wesentlich besser als Menschen und fliegen rasant durch Bäume und Hecken. Mit modernen Gebäuden kommen sie jedoch nicht so gut zurecht. Großflächige Scheiben spiegeln Landschaft oder Himmel – die Tiere nehmen das als freie Flugbahn wahr.
Vögel fliegen je nach Art mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 30 bis 60 oder mehr Kilometern pro Stunde. Beim Aufprall erleiden sie meist einen Genickbruch oder schwere innere Verletzungen, denen sie später erliegen.
Glas ist meist durchsichtig und daher für Vögel nicht erkennbar. Besonders gefährlich sind transparente Glaswände und Funktionsbauten wie Wartehäuschen, Treppenaufgänge und Außenaufzüge. Ebenso kritisch sind Gebäudeteile, durch die man hindurchsehen kann. Am einfachsten ist es, den Vogelschutz bereits beim Bau einzuplanen. Halbtransparente Materialien wie Milchglas oder farbiges Glas sind gut geeignet. Genauso wirksam sind Muster in den Scheiben, die während der Herstellung eingebracht werden. Gut erkennbar sind auch heruntergelassene Außenjalousien oder Brise Soleils – Lamellen oder andere feste Strukturen, die dem Sonnenschutz dienen.
Auch im Nachhinein kann man Stellen, an denen es gehäuft zu Vogelschlag kommt, wirksam entschärfen. Dazu dienen gemusterte Folien. Als Faustregel gilt: Vögel nehmen senkrechte Linien ab 5 mm Breite wahr. Kantenabstände von maximal 95 mm sind erforderlich, damit Vögel nicht zwischen ihnen hindurch fliegen („alle 10 cm eine Linie“). Bei horizontalen Linien sind 3 mm Breite ausreichend, bei einem maximalen Kantenabstand von 47 mm („alle 5 cm eine Linie“). Der Deckungsgrad derartiger Markierungen beträgt 5 % bzw. 6 %, so dass der Lichtverlust sehr gering ist.
Nicht wirksam sind leider die häufig genutzten Greifvogelsilhouetten, denn kein Vogel nimmt einen unbeweglichen Aufkleber als Feind wahr. Ein einzelnes Motiv auf der Fensterfront sieht er lediglich als Hindernis, an dem er vorbeifliegt, nur um daneben gegen die Scheibe zu prallen.