Desorientiertes Wintergoldhähnchen am Boden
Quelle: Oliver Nega

Vogel gefunden – was nun?

Es ist toll, wenn Menschen offenen Auges durch die Welt gehen und einem hilflosen Vogel helfen wollen. Jedoch sollte man niemals übereilt handeln und sich zunächst die Frage stellen: Ist der Vogel wirklich hilflos?

Bei älteren Tieren ist eine mögliche Notsituation relativ leicht einzuschätzen: Ein fehlender Fluchtreflex, geschlossene Augen, aufgeplustertes oder verschmutztes Gefieder sowie erkennbare Verletzungen sind deutliche Zeichen für hilfsbedürftige Tiere. Bei Jungvögeln muss man dagegen etwas genauer hinschauen und schon für eine erste Einschätzung braucht es eine gewisse Artenkenntnis.

Die meisten heimischen Vögel sind Nesthocker. Solange die Jungvögel sich noch im Nest befinden, werden sie Nestlinge genannt. In dieser Phase wachsen innerhalb weniger Tage Federn, die Augen öffnen sich und die Jungtiere werden immer agiler. Für die schnelle Entwicklung müssen die Altvögel große Mengen an Nahrung herbeischaffen. Ist das Nest heruntergefallen, wird es nicht mehr angeflogen, verstummen die Jungen oder beginnen auszukühlen, liegt ein Notfall vor. Wenn Sie einen Nestling finden und wissen, wo sich das zugehörige Nest befindet, setzen Sie ihn
vorsichtig ins Nest zurück und beobachten es mit ausreichendem Abstand. Erst wenn Sie merken, dass die Eltern sich nicht mehr um den Nestling kümmern, sollten Sie Hilfe rufen.

Nachdem die Vögel das Nest verlassen haben, beginnt die Ästlingsphase: Ästlinge fliegen kurze Strecken und lernen ihre Umgebung kennen. Jetzt halten sich die Tiere vermehrt in Bäumen und Sträuchern auf. Größere Distanzen fliegen und eigenständig Nahrung zu sich nehmen können die Jungtiere noch nicht. Vielmehr rufen sie lautstark nach ihren Eltern. Solche Jungvögel brauchen keine Rettung! Die Eltern halten sich in der Nähe auf und beschaffen weiterhin Futter für die Brut. Lassen Sie den Vogel, wo er ist. 

Ist ein Vogel in akuter Gefahr, weil er z.B. auf einer Straße sitzt oder Katzen/Hunde in der Nähe sind, kann man ihn in ein nahes Gebüsch oder auf eine geschützte Grünfläche setzen. Entfernen Sie einen Jungvogel nicht mehr als 20 Meter vom Fundort. In diesem Umkreis finden die Eltern ihren Nachwuchs durch Rufe wieder. 

Ein erwachsener Vogel, der auf dem Boden sitzt und nicht wegfliegt oder -hüpft, braucht meistens Hilfe.
Setzen Sie den Vogel in einen Karton mit Luftlöchern und einem mehrfach zusammengelegten Handtuch. Bitte geben Sie ihm kein Futter oder Wasser in den Schnabel, er könnte ersticken. Hat der Findling sichtbare Verletzungen, rufen Sie sofort bei einer Auffangstation an. Wirkt er desorientiert aber unverletzt, könnte er z.B. gegen eine Scheibe geflogen sein. Lassen Sie den Vogel 1-2 Stunden bei geschlossenem Karton im Freien in Ruhe. Erholt er sich, können Sie ihn wieder freilassen. Zeigt der Vogel immer noch auffälliges Verhalten, holen Sie sich zusätzliche Hilfe.

Wenn Sie helfen möchten, informieren Sie sich am Besten bereits im Voraus über die nächstgelegenen Auffangstationen und Tierarztpraxen, die Wildvögel aufnehmen können.

Weitere Artikel

Hausrotschwanz auf Ziegel

Der Hausrotschwanz: „Ich bin Vogel des Jahres 2025!“

Ganz offensichtlich hat der Hausrotschwanz bei der Wahl zum „Vogel des Jahres“ das nötige Glück…
Jungvogel Waldrapp Becco

Ehrenpatenschaft für Waldrapp BECCO

Aufgrund der großen finanziellen Unterstützung des Waldrappteams in Überlingen wurde der Riegel Weinimport GmbH eine…

Nistkasten an Hauswand mit Efeu

Nistkästen können Leben retten!

Nisthilfen im Garten helfen den Singvögeln nicht nur zur Brutzeit, sondern auch im Winter als…